Mit dem Lockdown im März haben sich manche Möglichkeiten meiner Arbeit verändert. Mein Bibelfrühstück ist plötzlich zu einem Bibelchat geworden. Und wir haben die Hürden der modernen Elektronik gemeinsam gemeistert. Es gab keine Gottesdienste mehr, zu denen man gehen oder die ich halten kann, also gab es als Gottesdienst in unserer Gemeinde das Angebot von KirchePlus Sonntagsmorgens um 11 Uhr. Eine Bemerkung aus einem Gespräch über diese Gottesdienstform ist mir hängen geblieben. Da freute sich ein älterer Herr, dass die Fürbitte, die er geschrieben hat, doch vorgelesen wurde für alle. Damit bin ich schon mitten in dem, wovon ich denke, es soll bleiben: diese Gottesdienstform, nicht als Notlösung, sondern wegen ihrem Miteinander, und vor allem die Möglichkeit, zur Fürbitte beizutragen.

Ich habe für das Umfeld des Gottesdienstes von Kirche.plus ein zweites Format erprobt und von 10.15 bis 10.55 Uhr eine Gespräch über den Predigttext angeboten als Videochat. Die Teilnehmerzahl variierte, aber das für mich erfreuliche: es waren immer konzentrierte und gute Gespräche über den biblischen Text. Menschen zeigten ihre Zugänge und Fragen auf und wurden neugierig, was die Predigerin oder der Prediger daraus machte. Und Menschen trauten sich dann im Gottesdienst ihre Überlegungen einzubringen. Als jemand, der seit 20 Jahren mit Formen des Predigtvorgesprächs experimentiert, frage ich mich, ob das jetzt die Form ist, in der es funktioniert. Für 1,5 Stunden machen sich kaum Menschen auf zum Gespräch über den Predigttext, erst recht nicht kurz vor dem Gottesdienst. Im Videochat aber ist eine Dreiviertelstunde konzentriertes Lesen, Hören und Fragen offensichtlich eine Möglichkeit. Wie gut. Die Frage bleibt: Wann? In der Woche, frühmorgens vor dem Gottesdienst? Vor unserem Nachmittagsgottesdienst, so gegen 14 Uhr? Ich weiß es nicht, aber ich bin ermutigt, Neues auszuprobieren.

Maik Fleck