„Wer im Dunkeln lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott!“ (Jesaja 50, 10 – Monatsspruch Dezember)

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Kirchengemeinden!

Nun ist es morgens dunkel, wenn die Schulkinder aus dem Haus müssen, wenn manche sich auf den Weg machen zur Arbeit und wenn die Älteren ihre Zeitung ins Haus holen. Dunkel ist es auch oft schon, wenn die Menschen nachmittags heimkommen. Kein Wunder, dass gerade in dieser Zeit nicht nur in den Häusern so viele Lichter angezündet werden, damit sich die Stimmung aufhellt: Lichterfest in Klüt, Laternenumzüge in allen unseren Ortsteilen, im Dezember die erleuchteten Häuschen vom Detmolder Advent in der Innenstadt, und Anfang Januar sind dann die Sternsinger unterwegs.

Kleine Zeichen gegen die äußere Dunkelheit. Vielen helfen sie auch gegen den Winterblues. Aber wenn nicht?

„Wer im Dunkeln lebt und wem kein Licht leuchtet…“

Gar kein Licht? Irgendeinen Lichtblick muss es doch wohl geben, denke ich spontan und möchte dem Propheten gern widersprechen. Aber er sagt mir:

„Du weißt doch wohl, dass manchmal tiefste Nacht ist und dass Menschen lange warten müssen bis endlich wieder ein Licht aufleuchtet oder bis endlich der Morgen dämmert.“

Und er erzählt von den Menschen, die in seiner Zeit aus Israel nach Babylon deportiert wurden. Manche Familien wurden getrennt und sie fragten sich: „Können wir irgendwann in unsere Heimat zurück? Sind wir irgendwann wieder frei? Oder geht dies elende Leben immer so weiter? Hat Gott uns vergessen?“

Während er erzählt, überlege ich, wie sich die Älteren unter uns damals gefühlt haben, die vertrieben wurden und Wochen oder Monate auf der Flucht waren. Ich versuche mir vorzustellen, wie es den vielen heute geht, die aus Syrien oder anderen Ländern kommen und in ständiger Sorge um die leben, die sie zurücklassen mussten. Ich denke auch an Menschen, deren Leben auf dem Kopf steht, weil der Tod in ihr Leben eingebrochen ist. Manchmal dauert es wirklich lange, bis es wieder heller wird. Wie können Menschen diese Zeiten überstehen?

„Wer in der Dunkelheit lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott“, höre ich die alten Worte. 

Wieder hake ich ein und sage: „Moment mal, ist das nicht etwas zu einfach? Ist das nicht Vertröstung: „Du bist zwar komplett im Dunkeln, aber verlass dich nur auf Gott?“

„Einfach ist es nun wirklich nicht“, sagt er. „Aber ich habe meinen Leuten damals ja noch mehr gesagt. Ich war der Anwalt des Lichts. Der Morgen kommt und die Zeit kommt auch, dass ihr wieder heimkehren könnt – das habe ich immer wieder gesagt. Gott hat euch nicht vergessen. Gott geht mit auch an die entlegensten und dunkelsten Orte. – Und übrigens, im Vertrauen“, setzt er noch hinzu, „ich musste das manchmal auch mir selbst sagen. Manchmal wollten sie mich nicht hören, hatten sich im Unglücklichsein lieber eingerichtet. Dann wusste ich, jetzt predige ich auch mir selbst, wenn ich sage: „Gott steht mir bei. Wer kann mich da verurteilen?“

Wie gut, dass es diesen Propheten gibt, denke ich. Und viele andere, die ihm glauben und es mit ihren Worten sagen. „Gott will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln“ meinte Martin Luther King zu seinem Volk, das im Dunkel war. Und irgendwann kam ein helleres Morgen.

Ich möchte nicht der Dunkelheit das Wort überlassen. Lieber schließe ich mich den alten und neuen Propheten an und vertraue, dass Gott es wieder heller macht – auch durch uns und unsere Lichter: unsere Kerzen, unsere Worte, unsere liebevollen, entschiedenen Taten.

Herzliche Grüße
Ihre Stefanie Rieke-Kochsiek