Es ist Sonntagmorgen, kurz vor 10 Uhr, die Kirchenglocken läuten mancherorts und scheinen zum Gottesdienst zu rufen. Nur: zwischen dem 15.03. und dem 02.05.20 durfte in unseren Kirchen kein Gottesdienst mehr gefeiert werden – die Kirchen blieben geschlossen, manche waren immerhin zur eigenen Andacht oder für einen stillen Moment geöffnet.

Mit der Ankündigung am 13.03., dass Gottesdienste nicht mehr stattfinden dürfen, wurden wir hinter den Kulissen von Kirche.plus sehr schnell sehr aktiv. Schon am 15.03. konnten wir den ersten Gottesdienst mit Vielen zusammen online feiern. Es gab seitdem sehr viele Telefonate, Mails und Videokonferenzen. Denn schnell war klar, dass es von nun an jeden Sonntag einen Online-Gottesdienst mit wechselnden Teams aus den Teilnehmergemeinden dieses Projekts geben sollte. Das haben wir geschafft. Ein großer Dank gilt Wolfgang Loest, der dieses Projekt koordiniert und sich um die Technik kümmert. Er ist es, der so manche Idee hat und unsere Ideen technisch begleitet. So gibt es inzwischen nicht nur ganz unterschiedliche Gottesdienste, sondern auch ein Sportangebot (kirche.plus.sport), eine Gebetszeit (kirche.plus.gebet) oder auch einfach mal ein offenes Ohr (Einfach da).

Aber wie läuft es hinter den Kulissen von kirche.plus ab? Viel Arbeit passiert natürlich an den verschiedenen Schreibtischen und an den Musikinstrumenten. Da werden Gottesdienste vorbereitet, Predigten geschrieben, Lieder eingeübt, Technik vorbereitet, bestellt und hergestellt. Spannend wird es dann am Samstagnachmittag, wenn Technik- und Gottesdienstteam zum Proben zusammenkommen. Kann alles so umgesetzt werden, wie man sich das vorher am Schreibtisch überlegt hat? Wo muss noch nachgebessert werden? Hat jeder Techniker einen Gottesdienstablauf? Wo muss ich im Gottesdienst wann stehen und wie komme ich am besten dahin? In welche Kamera muss ich schauen? Brauche ich noch irgendwelche Utensilien oder Hilfsmittel? Sind alle Texte da? Stimmt das Licht oder gibt es zu viele Schatten, die durch die Kamera besonders auffallen? Solche und manch andere Fragen gilt es bei den Proben zu bedenken. Wie viel Technik inzwischen für diese Gottesdienste vorhanden ist, können Sie auf dem Foto erahnen. Es ist aus meiner Perspektive als Pfarrerin bei den Proben für den Gottesdienst aufgenommen.

Wenn die Proben gut gelaufen sind, geht man auch mit einem guten Gefühl in den Gottesdienst. Am Sonntagmorgen werden noch letzte Absprachen getroffen, letzte Fragen geklärt und dann kann es losgehen. Wenn Sie vor dem Monitor sitzen und die Glocken vor Beginn des Online-Gottesdienstes hören, ist es in der Kirche in Pivitsheide, von wo die Gottesdienste im April und Mai gestreamt werden, mucksmäuschenstill. Die Kirche ist bis auf wenige Techniker, Pfarrer*innen und Musiker leer. Alle schauen gebannt auf Wolfgang Loest, der das Zeichen gibt, dass der Gottesdienst beginnt und wir feiern Gottesdienst als wäre die Kirche voll. Denn das ist sie auch. Durchschnittlich 220 Zuschauer folgen unseren Gottesdiensten – wären alle Gottesdienstbesucher vor Ort, würde die Kirche in Pivitsheide wohl aus allen Nähten platzen.

Insgesamt sind die Gottesdienste jedes mal wieder eine Herausforderung, machen aber sehr viel Spaß! Technisch sind wir noch nicht so perfekt wie die Fernsehgottesdienste. Allerdings sitzen bei uns auch keine Profis an den Kameras und Computern, sondern Ehrenamtliche, die mit viel Freude und Ehrgeiz dabei sind. Wer sich diesem Technikteam anschließen möchte, melde sich gerne.

Und wie wird es weiter gehen? Auch wenn seit Mai in immer mehr Gemeinden Gottesdienste unter strengen Sicherheitsmaßnahmen stattfinden, werden wir weiterhin Gottesdienste streamen. Gottesdienststreaming ist und war ein wichtiges Thema des Projekts Kirche.plus. Wir wollen die Gottesdienste zu denen bringen, die den Weg in die Kirche nicht mehr schaffen, die sich aus Sorge vor Ansteckung mit Covid-19 noch zurückziehen oder die einfach lieber zu Hause auf dem Sofa in Jogginghose Gottesdienst feiern. Ab Pfingsten werden wir damit beginnen, Gottesdienste aus anderen Kirchen zu streamen. Den Anfang macht Pfingstsonntag der Gottesdienst um 11 Uhr aus unserer Friedenskirche in Remmighausen. Die Technik wird von Kirche zu Kirche ziehen und die verschiedenen Orte mit ihren Herausforderungen und Chancen kennenlernen. Wir vom Team kirche.plus freuen uns auf diese Zeit und halten Sie natürlich auf unserer Homepage www.kirche.plus auf de Laufenden. Seien Sie dabei.

Mareike Lesemann