Die Kantorei der Christuskirche wurde 1949 von Alexander Wagner (* 1926) gegründet und von diesem 45 Jahre lang geleitet. Er baute den Chor von einem „normalen“ Gemeindechor zu einer Kantorei auf, die neben ihrer festen Einbindung in die gemeindlichen Aufgaben sich zu einem Konzertchor mit einer eigenen Konzertreihe in „ihrer“ Christuskirche entwickelte.

Als Kantorei einer reformierten Kirchengemeinde hat sich der Chor früh dem originär „reformierten“ Liedgut und insbesondere dem sog. Genfer Psalter, auch Hugenotten-Psalter genannt, gewidmet. Diese Melodien aus dem 16. Jahrhundert zu den 150 Psalmen werden in allen reformierten Kirchen in ihrer Muttersprache, aber auf dieselben Melodien gesungen. Dadurch gibt es seit dem 16. Jahrhundert bis in die Jetztzeit ein reichhaltiges Repertoire aus den verschiedensten Ländern (speziell Schweiz, Niederlande, Deutschland, Ungarn), dem sich die Kantorei schwerpunktmäßig verpflichtet fühlt. Daneben hat sich der Chor aber natürlich auch ein breites Repertoire der klassischen Kirchenmusik erarbeitet. Seit 1974 hat sich die Kantorei verstärkt auch oratorischen Aufgaben gewidmet.

Der zweite Kantor der Kantorei ist seit 1994 Burkhard Geweke (* 1960). Er hat die Tradition der Aufführung von Kompositionen zu Melodien des Hugenotten-Psalters fortgeführt und neben dem oratorischen Repertoire (Bach, Mozart, Martin, Rossini) vor allem die Literatur für Chor und Orgel als neuen Schwerpunkt im Repertoire gepflegt. Hier sind sicherlich die Aufführungen von Louis Viernes Messe cis-Moll und von „Laudes organi“ von Zoltan Kodaly hervorzuheben. Beide Kantoren hatten bzw. haben auch ein starkes Interesse an der zeitgenössischen geistlichen Musik für Chor, weshalb der Chor immer wieder Werke zur Ur- bzw. deutschen Erstaufführung (u.a. Günter Bialas, Hinrich Luchterhandt, Lionel Rogg) gebracht hat.

Für das Jubiläumskonzert, das am 15. Juni 2019 um 19.30 Uhr in der Christuskirche stattfindet, hat die Kantorei Werke von vier Komponisten ausgewählt, die im Chorleben eine besondere Rolle spielen. Kompositionen von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms stehen regelmäßig auf den Programmen des Chores. In den letzten Jahren erarbeitete sich die Kantorei die sechsstimmigen Motetten aus der „Geistlichen Chormusik 1648“ von Heinrich Schütz, von denen „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ und „Ich bin ein rechter Weinstock“ erklingen werden. Inzwischen gehören auch fast alle geistlichen Chorwerke a cappella von Johannes Brahms zum Repertoire. Die Motette „Schaffe in mir, Gott, ein rein Herz“ ist sein frühester Beitrag zu dieser Gattung und wurde von ihm 1857 während seiner Detmolder Zeit begonnen. „Singet dem Herrn ein neues Lied“ ist die umfangreichste Motette von Johann Sebastian Bach. Er konzipierte sie für zwei vierstimmige Chöre. Zwei schnelle Sätze umrahmen einen weit gespannten Mittelteil, in dem er zwei Strophen des Chorales „Nun lob, mein Seel, den Herren“ mit einer innigen Chor-Aria kombiniert. Eine virtuose Fuge beschließt die Komposition. Von besonderer Bedeutung ist der Hugenottenpsalm von Günter Bialas, den wir nach über 45 Jahren wieder aufführen werden. Es ist eine Vertonung des Psalmes 107 „Dankt, dankt dem Herrn“ nach der Text- und Melodievorlage des reformierten Liedpsalters. Bialas gilt als einer der bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er war Professor an den Hochschulen für Musik in Detmold und München. Sein Hugenottenpsalm ist eine Auftragskomposition für die Kantorei der Christuskirche Detmold. Günter Bialas komponierte die umfangreiche Motette im Jahre 1971 und widmete sie der Kantorei und ihrem Leiter Professor Alexander Wagner.

Christoph Grohmann, der der Kantorei seit vielen Jahrzehnten als musikalischer Freund auf einzigartige Weise verbunden ist, wird Orgelwerke von Georg Muffat, Johann Sebastian Bach (Praeludium und Fuge C-Dur BWV 547), Felix Mendelssohn Bartholdy und Pierre Segond spielen.

Die Solistinnen beim Hugenottenpsalm von Günter Bialas sind Meike Leluschko (Sopran) und Pia Viola Burkert (Mezzosopran). Die Kantorei der Christuskirche singt unter der Leitung von Burkhard Geweke.

Burkhard Geweke