Anlässlich der Verleihung des Marga-Bühring-Preises für ihr Buch „Gott Gewicht geben“ bezeichnet die Theologin Regine Munz Magdalene L. Frettlöh in ihrer Laudatio als „Gotteslehrerin“. „Lehren heißt sich kenntlich machen, heißt zeigen, was man liebt und worauf man hofft“, hat Fulbert Steffensky gesagt. Magdalene L. Frettlöh tut genau das: Sie zeigt, was sie liebt: Die jüdische Theologie und Philosophie mit ihren großen Denkern Buber, Lévinas und Derrida, die vom Anderen sprechen und damit sowohl den anderen Menschen, als auch Gott meinen. Die reformierte Theologie Karl Barths, die Gottes Unverfügbarkeit gegen den menschlichen „Zugriff“ gestellt hat. Und Stricken. Magdalene Frettlöh strickt sehr gern. Und deshalb, so sagt sie, vertraut sie auch darauf, „dass Gott abgerissene Lebensfäden wieder aufnimmt und mit ihnen weiterstrickt“.

Und worauf hofft die aus dem Wittgensteiner Land stammende Theologin sonst noch? Auf einen Himmel, in dem es „eine Lebensfülle in der Nähe Gottes“ geben wird. Und auf eine Kirche, in der jetzt schon etwas von dieser Fülle zu spüren, zu sehen, zu erleben ist.

Zum Beispiel im Segen. Über ihn hat sie mit einer „Theologie des Segens“ promoviert – und auch dafür einen Preis gewonnen.

Schon in der Einleitung schreibt Magdalene Frettlöh von der „Segensbedürftigkeit“, die sich als Grundannahme durch das ganze Buch zieht und überhaupt erst zum Nachdenken über den Segen herausfordert. Ihre These: Mit dem Segen wird Gott überhaupt erst „ins (alltägliche) Leben gezogen.“ „Segnungen bringen den Alltag, seine Sorgen und Freuden, Hoffnungen und Nöte mit Gott zusammen, lassen Erfahrungen vom Aufwachen am Morgen bis zum Schlafengehen am Abend zu Gotteserfahrungen werden.“

Aber nicht nur wir Menschen brauchen Segen, sondern, so Magdalene Frettlöh im Anschluss an die jüdische Tradition, auch Gott. Wenn wir von Gott Segen empfangen und ihn miteinander teilen, können wir ihn Gott „angereichert“ zurückgeben. Und wenn Magdalene Frettlöh auf der letzten Seite ihres großen Segensbuches von dem „Hallelu-Jah!“ der jüdischen BeterInnen im 115. Psalm schreibt, die damit dem Namen Gottes Gewicht geben, dann zeigt die „Gotteslehrerin“, wofür vor allem Anderen ihr theologisches Herz schlägt: Dafür, Gott Gewicht zu geben. Gott, von dem wir in menschlichen Bildern sprechen und der doch nicht in unseren Bildern aufgeht, „weil er mehr und anders ist, als wir ihn uns vorstellen.

Regine Munz beschließt ihre Laudatio mit den Worten: „Uns dies in Erinnerung gerufen zu haben: Dafür gebührt Magdalene Frettlöh Dank und Anerkennung, dafür möchte ich sie loben.“

Dörte Vollmer