Ein buntes Jahr in Deutschland – von Rut Debora Butarbutar

2015-03-25T12:35:14+01:00

Ein Jahr in Deutschland für ein buntes Leben. Man kann die Zeit nicht anhalten, man kann sich nur enscheiden, ob man sie gut ausfüllt oder nicht. Jede Sekunde ist sehr wertvoll, weil man die Zeit nicht zurückdrehen kann. Ich bin für ein Jahr in Deutschland. Ein Jahr ist überhaupt keine kurze Zeit. Man kann vieles schaffen. Das war eigentlich nicht so einfach, wie einen Urlaub in einem anderen Land zu machen.

Ein Jahr lang muss ich ganz weit weg von meiner Familie wohnen. Ich bin alleine zwischen Leuten, die ich nicht kenne, ich soll das essen und trinken, was ich anfangs nicht kannte, ich muss Wetter erleben, das sich von unserem unterscheidet. Da ist noch die andere Kultur, an die ich mich anpassen muss, und was ganz schwierig ist: die unterschiedliche Sprache, in der meine Zunge und meine Gedanken hart arbeiten müssen. Das ist ganz peinlich, wenn ich “ja” sagen muss auf eine Frage, die eine Erklärung braucht, weil ich nicht verstehe, was ich daran erklären und sagen soll. Ich habe am Anfang auch wieder überlegt, ob ich nicht sofort nach Indonesien zurückkehren sollte. Manchmal lachen die Leute über mich, weil ich nicht so gut Deutsch spreche oder weil ichsie nicht ganz gut verstanden hatte. Aber ich wollte nicht aufgeben und ich sage mir selber immer: “aller Anfang ist schwer, sei stark und gib nicht auf, Gott sei mit dir”.

Ein Jahr in Deutschland und so viele Schwierigkeiten, die ich erlebt habe, aber sie haben mir neue Erfahrungen gebracht. Ein Jahr in Deutschland mit viel Traurigkeit und großen Herausforderungen, aber sie sind alle nicht mehr von Bedeutung, wenn ich sie mit den vielen Momenten vergleiche, in denen ich glücklich war, und davon habe ich ganz viele hier erlebt.

Ich habe in diesem Land neue Familien und Bekannte bekommen, die sehr nett sind. Anfangs waren wir uns noch nicht so nah, aber nun sind wir uns ganz vertraut. Ich habe mit euch Weihnachten zusammen gefeiert, unterhalte mich mit euch, und wir beten in der Kirche zusammen. Ich wohne zusammen mit Deutschen. Es war auch interessant, etwas zu essen und zu trinken, was ich am Anfang nicht kannte. Es schmeckt anders am Anfang, aber jetzt esse ich gerne Wurst, Kartoffeln, dunkles Brot, Pommes, Salat, Müsli und Joghurt. (Ich mag jetzt alles außer Sauerkraut, Deutschlands Reis und Wasser mit Sprudel). Ich glaube, ich werde alles vermissen, wenn ich wieder zu Hause bin. Es ist interessant, dass ich in Deutschland den Schnee erlebt habe, es war ganz bezaubernd. Ich bin auch zufrieden dass ich ein bisschen Deutsch kann; ich kann jetzt auf Deutsch beten und “Danke” sagen. Es ist ungewöhnlich, dass ich hier sehen und erleben kann, wie das kirchliche Leben gestaltet  wird (ich kann das mit der Kirche in Indonesien vergleichen, das ist eine gute Idee für mich). Vor diesem Jahr kannte ich Wittenberg oder Berlin nur von der Schule oder aus dem Internet, aber jetzt habe ich die beiden Städte wirklich gesehen.

Manche Leute haben mich gefragt, wie ich ein Jahr in Deutschland schaffen kann. Ich habe eigentlich einen  heimlichen Tip. Das war das Beten. Jeden Tag habe ich meinen Tag mit Gebet angefangen und beendet. Jeden Morgen sage ich “Meinem Gott ich bin bereit, hier bin ich, sende mich und sei immer mit mir ”. Ich vertraue auf Gott. Als Gott mich dafür ausgewählt hat, nach Deutschland zu gehen, habe ich darauf vertraut, dass Gott immer in Deutschland bei mir sein wird, auch in allem meinen Schwierigkeiten.

Ein Jahr! Mein Leben in Deutschland ist wunderschön. Ich bedaure nicht, dass ich in Deutschland war, sondern ich bin stolz und happy, dass ich hier sein konnte. Vielen Dank lieber Gott, vielen Dank Deutschland, vielen Dank VEM, vielen Dank Detmold, vielen Dank Pauluskirche, vielen Dank Christuskirche, vielen Dank  Versöhnungskirche, vielen Dank Pfarrerin Stefanie Rieke-Kochsiek und Familie (meine Chefin und auch gute Schwester und die Familie, bei der ich am Anfang gewohnt habe; vielen Dank für eure Liebe und Hilfe), vielen Dank Pfarrerin Martina Wehrmann, vielen Dank Pfarrer Maik Fleck, vielen Dank an alle Mitarbeiterinnen, die  Zeit für mich geopfert haben, für die Zusammenarbeit mit euch. Ich danke auch allen Gemeindemitgliedern, Kleinkindern, Jugendlichen, Frauen, Männern, Senioren. Vielen Dank an Familie Perret (die Familie, wo ich jetzt wohne: danke für alles Gute, eure Liebe und Hilfe), Vera Holstein und Familie (meine gute Mentorin: danke für alles Gute, eure Zeit, Liebe und Hilfe), Hildegard Bienengräber (meine Deutschlehrerin), und vielen Dank an alle, die ich  persönlich nicht aufzählen kann. Vielen, vielen Dank!

Ich hoffe, dass wir uns wiedersehen, weil ich noch einen Traum von Deutschland habe. Ich möchte noch in Deutschland weiter studieren. Irgendwie, irgendwann, ich weiß das nicht, nur Gott weiß das. Jedenfalls träume ich noch davon. Auf Wiedersehen in Deutschland oder in Indonesien! Gott sei bei uns und behüte uns.

Rut Debora Butarbutar

Ein buntes Jahr in Deutschland – von Rut Debora Butarbutar2015-03-25T12:35:14+01:00
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