Am 14. Mai ist es soweit – das Fensterprojekt zum 1700jährigen Gedenken an jüdisches Leben in Deutschland beginnt. Über 19 Wochen hinweg stellen Künstlerinnen und Künstler im Fenster der Lortzingstr.4 ein Werk aus. Dieses Werk hat Bezug zu dem am jeweiligen Shabbat in der Synagoge, dem jüdischen Gotteshaus verlesenen Text aus der Tora, den fünf Büchern Mose. Auf Einladung der Lippischen Landeskirche beteiligen sich Kunstschaffende an dem Projekt. Sie orientieren sich dabei an der Bibelübersetzung, die der gebürtige Detmolder Leopold Zunz für die jüdische Gemeinschaft geschaffen hat.

Der Ort ist symbolisch gewählt. Die Lortzingstr. 4 in Detmold befindet sich gegenüber der ehemaligen neuen Synagoge Detmold, die 1907 eingeweiht und 1938 zerstört wurde. Von ihr geblieben ist ein Gedenkstein, der an den Ort und seine Zerstörung erinnert. Das Fenster, in dem nun Kunstwerke zu den Lesungstexten hängen, blickt hinaus auf die neue Bebauung und den Gedenkstein. Die Aktion erinnert an das, was auf der gegenüberliegenden Straßenseite geschehen könnte, wären nicht Synagoge und jüdischen Menschen der Vernichtung zum Opfer gefallen. Die Beiträge wechseln jeweils am Freitagnachmittag, um den Beginn des Shabbat zu kennzeichnen.

Der erste Beitrag (Maik Fleck) beschäftigt sich mit dem Beginn des 4. Buches Mose. In den ersten Kapiteln wird erzählt, wie das Volk in der Wüste, am Berg Sinai gezählt wird – nach seinen Familien und Stämmen. Dann werden diese Familien und Stämme rund um das transportable Heiligtum, das Zelt der Begegnung, angeordnet. Sie werden auf dieses Zentrum ausgerichtet.
Die gezeigte Collage (Acryl auf Pappe und Papier, 83×62 cm) nimmt den Vorgang des Zählens mehrfach aus. Fünferblöcke tauchen rund um ein Zentrum auf, ebenso Statistiken, die jüdische Menschen in den deutschen Gemeinde zählen und in der Welt.
Im Mittelpunkt ist die Detmolder neue Synagoge zu sehen, einmal als Gebäude, einmal als Ruine sowie mit einer übrig gebliebenen und geretteten Steinsäule vom Lesepult der Synagoge. Flammen sind angedeutet. Über dem Mittelpunkt, der Synagoge eine ausgerollte Schriftrolle mit Zeigehand. Sie zeigt den Wochenabschnitt für die Lesung. Der Text ist blau hinterlegt und eine der Flammen geht in ein blaues Lesebändchen über. Darüber einige blaue Striche, die an einen jüdischen Gebetsmantel erinnern können.

Maik Fleck